Reparaturinformationen - was die Werkstatt nicht alles weiss

Oft wird man von Aussenstehenden oder Einsteigern gefragt, woher man den weiss, was man machen muß, egal ob Customizing oder Wartung. Selbst bei Insidern schraubt noch lange nicht jeder selbst und auch hier weiss  nicht jeder was er oder sie da gerade macht. Mitunter liegt das auch daran, das sich nicht jeder eine 500m² Werkstatt mit allem Zipp und Zapp leisten kann und will. Und das ist auch gut so! Um auf die eigentlich Frage zurückzukommen, dieses Thema ist sehr vielschichtig. Ich möchte hier nicht mit den modernen Lösungen anfangen, da das Verständnis für die Situation sonst wahrscheinlich nicht vorhanden ist. Dabei orientiere ich mich im folgenden weitestgehend an VW und Co, sinngemäß gibt es ähnliche Lösungen bei anderen Herstellern.

Fangen wir mal mit den alten Karren an: Diese Kisten sind technisch im Regelfall sehr einfach durchschaubar. Der heutige allgemeine Wissensstand gibt schon mit der Muttermilch vieles an die Hand was wie geht oder auch nicht. Man bedenke: Zu Großvaters Zeiten machte der Tankwart die regelmäßigen Checks und konnte Defekte sogar an seiner Tanke reparieren. Unglaublich aber wahr, früher hatte eine Tankstelle immer eine angeschlossene Werkstatt! Natürlich gab es auch damals schon die Hersteller-Werkstatt mit dem freundlichen Teiledealer und dem schmierigen Autoverkäufer. Der Autofahrer schraubte halt nicht an seinem Vehikel, wie auch wenn er nicht mal tanken konnte!

Doch selbst der Tankwart war nicht zwingend ein ausgebildeter Mechaniker und die, die sich so nannten auch nicht zwangsläufig. Aufgrund der Einfachheit konnte man sich vieles selbst beibringen. Und dies ist auch heute noch gültig! Learning by doing ist der Leitspruch dazu. Die Marken-Werkstatt hat natürlich schon damals Reparaturhinweise und Informationen vom Werk erhalten. Vieles dort publiziertes Material ist heute allgemeingültig, teilweise durch Normen vorgegeben. Man darf nicht vergessen, die Industrie steckte noch in den Kinderschuhen. Grundsätzlich kann man aber festhalten, diese Informationen halfen beim erstmaligen Reparieren ungemein, da man nicht lange suchen musste, wie was zu zerlegen ist. Auch ist die Reparatur-Mentalität früher in unseren Breitengeraden eine andere gewesen. Es wurde wirklich repariert bzw. instandgesetzt. Doch dazu später mehr.

Die Selfmade-Schrauber und Customizer erhielten dann ab den 60ern Unterstützung durch die berühmten Reparaturhandbücherserien "Jetzt helf ich mir selbst" oder "So wird's gemacht". Oftmals waren hier Werksinformationen mit bewährtem Praxiswissen kombiniert abgedruckt. Denn auch damals hat der offizielle Markenvertreter seine Unterlagen an Privatleute nicht herausgegeben, was in Bezug auf seine Existenzgrundlage, das Reparieren, auch völlig berechtigt ist. Mit etwas Glück konnte man eine Ersatzteilliste kopieren um zu Hause in Ruhe eine Auswahl der benötigten Ersatzteile zu treffen. Hin und wieder konnte man damit auch den Zusammenbau analysieren und anhand des einfachen Bilderbuchs arbeiten. In dieser Zeit machte sich auch der Ingenieur noch die Finger dreckig. Aber es dreht sich immer noch um die alten Kisten.

Die etwas moderneren Youngtimer haben da schon mehr auf dem Kerbholz. Fiese mechanische Lösungen und allerlei elektrifiziertes Kleinzeug trifft man überall an. Hier hatte dann auch der Ausbildungsberuf mit typischerweise 3Jahren Lehre langsam seine Berechtigung. Eins wurde nur schnell klar, das in den drei Jahren gelehrte war schon bald wieder Schnee von gestern, denn die Entwicklungszeiten wurden deutlich kürzer. Innerhalb von einer Fahrzeuggeneration gab es aufeinmal mehrere neue Kerntechnologien (z.B. Einspritzsysteme, Bremsen). Man musste also stetig nachschulen. Es wurden komplette Reparaturleitfäden für die Marken- als auch freie-Werkstatt eingeführt. Desweiteren drängten Fachbuchverlage und OES (Erstausrüster) auf den Markt. Die freien Reparaturbücher wurden dicker und komplexer und nahmen Ende der 90er auch Abstand zu bestimmten Reparaturen mit Verweis auf die Fachwerkstatt. Auch sind Themen wie Umweltschutz und Arbeitssicherheit weiter in den Vordergrund gerückt. Die moderne Technik verlangt teilweise auch neue Produktions- und Montagetechnologien. Auch ist der Einbauraum mittlerweile ein riesen Thema, das die Fahrzeughersteller tief in die Trickkiste greifen lässt.  So ist immer mehr "Spezial" Werkzeug notwendig um Reparaturen, Customizing oder einfach nur die normale Wartung durchzuführen. War früher Torx der Exot, so ist er heute Standart neben E-Profil, Innenvielzahn mit und ohne Loch. Für verschiedene Einbausituationen werden mal längere, mal kürze und mal mit genau definierter Länge Werkzeuge und Gegenhalter benötigt. Früher konnte man sich so manches Werkzeug noch selber basteln, ab hier nahezu unmöglich. Man merkt, ab hier wurden verschiedene Ausbildungsberufe angeboten, die sich alle mit dem Kraftfahrzeug beschäftigen, aber alle mit einer anderen Spezialisierung. Ende der 70er wurden sogenannte Selbststudienprogramme (SSP) für den schnellen technischen Überblick intern veröffentlicht. Hier wurden zwischen einzelnen Systemen und Gesamtfahrzeugen diverse Ausgaben angeboten. Der Teilekatalog wurde später auch auf dem PC benutzt, es gab eine online Anbindung an das nächste Verteilzentrum. Die Reparaturleitfäden und SSPs wurden vermehrt auch digital angeboten. Interessanterweise gab es keinen allgemeinverbindlichen oder globalen RollOut der digitalen Werkstatt. Speziell kleinere Werkstätten arbeiteten noch lange mit Mikrofichen und Papierdokumenten.

In der Neuzeit sind alle Informationen digital in der Werkstatt verfügbar. Teilekatalog, Reparaturleitfaden, Softwareupdates, SSP, Kundeninformationen, Fahrzeugdiagnose – alles ist miteinander vernetzt, der Kundenbetreuer und jeder nachfolgende Mitarbeiter muß nicht lange suchen. Ein schickes effektives System, das leider aber auch sehr viel Verantwortung und Eigeninitiative der Werkstatt nimmt. Aus der ganzheitlichen Sicht des Herstellers absolut nachvollziehbar, für den Endkunden nicht unbedingt.

Um auf die Kernproblematik der OEMs zu kommen: Die OEMs haben Angst durch weitergabe von Informationen Umsatzeinbussen hinzunehmen.
Man denkt, die Autofahrer erledigen den Service selbst. à Dies wird heute schon durch die Abwehrhaltung "Wir drohen mit Garantieverweigerung und Verlust von Gewährleistungsansprüchen" der OEMs gut unterbunden. Die meisten Autofahrer bringen auch nur innerhalb der Garantiezeit das Fahrzeug zu Markenwerkstatt.
Man denkt, die freien Werkstätten bereichern sich an den Dokumenten. à Klar müssen die freien Werkstätten auch geschult werden. Attraktive und bezahlbare Programme wären hier ein guter Anfang. So wie es die OES machen, diese bieten gezielt Schulungen zu deren Produkten bzw. Systemen an. Vieles ist jedoch auch selbsterklärend oder kalter Kaffee neu aufgewärmt.
Man denkt, man kann wahnsinnige Informationen aus Explosionszeichnungen erhalten. à Man erfährt, vielleicht, wie etwas zusammengebaut ist. Früher waren die handgezeichneten Explosionsdarstellungen mieserabel. Mit dem Einzug der digitalisierung konnte man mehr erkennen, die wirklich interessanten Details sind meist nicht erkennbar. Heute werden die Explosionsdarstellungen absichtlich schlechter dargestellt als eigentlich notwendig. Wenn wirklich jemand etwas in Erfahrungen bringen will, dann am direkten Modell. Mehr als eine Indikation ist die Explosionsdarstellung nicht. Man verkennt bis heute, dass man dem ambitionierten Hobbyschrauber, der eh nicht in die Marken-Werkstatt fährt, mit Ersatzteilplänen den Grundstein für den nächsten Einkauf beim freundlichen Teiledealer gibt. Das er völlig überteuerte Commodity-Ware dort nicht kauft ist auch klar.

Allerdings sorgt auch die Tatsache, dass die markengebundenen Werkstätten überwiegend nur noch Teile tauschen und nicht instandsetzen dafür, dass der Kunde verprellt wird. Nicht ganz schuldlos daran sind deutsche und EU-Gesetze zur Produkthaftung und Gewährleistung. Denn die Werkstatt muß auch für Reparaturen eine Gewährleistung übernehmen. Dies ist bei manchen Reparaturen schwierig, denn ggf. muß der Kunde erneut in die Werkstatt zur Nachbesserung. Freie Werkstätten haben den Mut zu sagen "das könnte gehen, wir können es probieren, ich garantiere dafür aber nicht" – natürlich mit entsprechendem Kostenvorteil für den Kunden. Für den Kunden ist es dann etwa wie in der Lotterie. Das scheint den Gesetzgebern nicht gut genug zu sein. nur in wie weit, wie detailiert will man reglementieren? Das ist mehr als eine Lebensaufgabe. Daher ist es grundsätzlich verständlich, das man Teile tauscht – unabhängig davon, ob sie reparabel sind. Allerdings auch nur, so lange Teile verfügbar sind. Und da kommen wir schon wieder zurück zu Youngtimern, Oldtimern und… und Gebrauchtwagen! Es ist kaum zu glauben, es häufen sich Meldungen, das bestimmte Teile für Gebrauchtwagen nicht mehr verfügbar sind! Allerdings mit einem einwand: Es gibt gleichwertige Ersatzteile. Die Fahrzeughersteller haben sich verpflichtet 10Jahre lang Ersatzteile zu liefern um die Mobilität zu gewährleisten. Allerdings sind z.B. Innenraumteile oder Zubehör ausgenommen. Auch wird gleichwertiger Ersatz mittlerweile durch Austausch ganzer Baugruppen definiert. Konnte man früher einzelne Zahnräder vom Getriebe kaufen, so gibt’s heute partiell nur noch ganze Getriebe oder fertige Unterbaugruppen zu kaufen. Um aufs alte Blech zurückzukommen: Mangelhafte Ersatzteilversorgung kennt jeder. Vieles gibt es noch, manches ist rar, es gibt aber auch Teile die sind partout nicht zu bekommen und wenn nur mit viel Glück wie beim Lotto – kann die EU hier nicht mal eingreifen? Machen wir Herrn Winterkorn für fehlende Ersatzteile von Auto Union verantwortlich? Oder lieber Herrn Piech weil alles irgendwie auf seinen Großvater zurückgeht?

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, woher bezieht man seine Informationen: Mühsam nährt sich das Eichhörnchen! Der erfahrene Schrauber kennt vieles, er braucht meist nur Detailinformationen. Diese bekommt man z.B. in Form von alten Unterlagen auf Teilemärkten oder in virtuellen Warenhäusern wie eBay. Manche Ersatzteilhändler bieten teils simple Kopien oder abgewandelte originale Dokumente an, der Anteil kostenlos zu kostenpflichtig ist etwa 50:50. Für viele Fahrzeuge gibt es nach wie vor Reparaturhandbücher und Reparaturleitfäden von Verlagen die sich auf so etwas spezialisiert haben. Sogar alte Ausgaben gibt es noch zu kaufen, wenngleich nicht alle. Diese bekommt man wiederrum auf Teilemärkten oder gut sortierten Buchhändlern. Bei den elektronischen Medien ist so ziemlich alles kostenlos erhältliche Illegal. Meist beinhalten diese auch keine alten Modelle mehr und sind für Altblechliebhaber wertlos. Die nicht-OEM-Dokumentation wie AutoData, Esi-Tronic und Co sind zwar kostenpflichtig erwerbbar, jedoch meist zu teuer für die einzelnen Interessen von Privatpersonen. Für Antriebs- und Fahrwerksteile oder Filtern gibt es einzelne Ersatzteil-Kataloge online bzw. auf CD, jedoch bringt das einen auch selten wirklich weiter. Es ist größte Vorsicht vor Angeboten in Tauschbörsen und Co geboten, es gibt nach wie vor Anwaltskanzleien die auf blauäugige User warten… Seit neuestem bietet Volkswagen einen bezahlten zeitlich beschränkten Zugang zu erWin, dieses Modell könnte sich zu einer interessanten Alternative entwickeln. Schön wären alte Dokumentationen. Die Krönung wäre ein festes Pre-Paid Konto oder ein Konto nach Benutzung (z.B. jährliche Gebühr 5€ plus Abrechnung nach Anforderung von Informationen oder pro Login als 5er oder 10er Karte). Also liebes Volkswagen CRM Team: Bitte umsetzen!

Momentan (2012) werden folgende Preise aufgerufen:

  • eine Stunde inkl. Druckrecht (nur Screenshot möglich) 5€
  • 24 Stunden inkl. Druckrecht 25€
  • 7 Tage inkl. Druckrecht 88€
  • 30 Tage inkl. Druckrecht 310€
  • 365 Tage inkl. Druckrecht 2.850€

 


 

Sparen beim Service - und es geht doch!

Fahrzeugservice kostet Geld. Daran gibt es nichts zu rütteln. Wer den Service selbst durchführt, kann am meisten sparen. Material muss aber trotzdem gekauft werden. Doch auch hier gibt es genug Einsparpotential.
Qualitativ hochwertige Produkte sind grundsätzlich notwendig. Wichtig ist, was zeichnet qualitativ hochwertige Produkte aus? Allein ein Markenname nicht - auch wenn dies die Platzhirsche einem glaubhaft machen wollen.

Ein Filterwechsel sollte entsprechend den Einbauanweisungen und vorgeschriebenen Wartungsintervallen der Fahrzeughersteller durchgeführt werden. Sorgfältiges Beachten des Anzugsdrehmoments bei Wechselfiltern, der sachgemäße Einbau von Dichtungen, sauberes Arbeiten, ohne die Reinseite zu verschmutzen, haben natürlich großen Einfluss auf die Wirkungsweise eines Filters und damit auf ein zuverlässiges und betriebssicheres Fahrzeug. Wer schonmal Filter getauscht hat, weiss auch warum man Filter regelmäßig tauschen sollte. Wobei beachtet werden sollte, allein die optische Verschmutzungsbeurteilung sagt noch nichts über die tatsächliche Verschmutzung im Sinne der Betriebsfähigkeit aus! Wann welcher Filter zu tauschen ist, sagt die Betriebs- oder Wartungsanleitung aus, genauso wann welches Fluid gewechselt werden sollte. Bei Unklarheiten zum letzten Wechsel lieber tauschen als einen defekt riskieren.

Im Regelfall macht man mit bekannten Marken nicht so viel verkehrt, doch auch hier gibt es neben verschiedenen Qualitätsniveaus auch schwarze Schafe. Leider sind die negativen Auswirkungen von qualitativ minderwertigen Filterprodukten meist nicht mit sofortigen Konsequenzen verbunden, sondern längerfristig angesiedelt. Viele Ersatzteile entsprechen jedoch nicht zwangsläufig der gleichen Lebensdauer wie der der Erstausrüstung. Wer glaubt, sich mit original-Herstellerteilen sicher versorgen zu können, der irrt. Je nach Anlaufphase werden vielleicht noch echte OE Produkte vertrieben, alsbald aber auf Zubehör-Qualität umgestellt. Bei vielen neuen Fahrzeugen werden seltenst neue Service-Komponenten verwendet. Meist sind es bereits vorhandene Teile und entpsrechend in echte Erstausrüstung und OE-Ersatzteilgeschäft eingestellt.

Es gibt jedoch auch manchmal genau das Gegenteil, das es sich lohnt auf gute Zubehörprodukte umzustellen die länger halten und womögliche preiswerter sind. Allerdings ist auch hier manchmal vorsicht geboten, oft wird nur eine HeavyDuty oder Schlechtwege oder Behörden oder Taxi-Ausführung verkauft, die es so auch von anderen Herstellern ggf. preiswerter gibt, weil sie eben nicht als besonders langlebig beworben werden. Qualitativ minderwertige Produkte erkennt man häufig an unsauber verklebten oder verschweissten Teilen und schlechter Passgenauigkeit. Vielleicht lässt sich noch erahnen ob die verwendete Gummimischung ähnlich ist oder ob die Materialien ähnlich sind. Vorsicht ist auf jedenfall geboten, wenn das neue Teil im Vergleich zum alten deutlich anders aussieht. Aber auch hier heisst es aufpassen, oftmals gibt es Verbesserungen die das Teil anders aussehen lassen, im einfachsten Fall hat z.B. die Dichtung eine andere Farbe oder die Beschichtungsart hat sich geändert.

Gerade beim Youngtimer kann man noch viel ohne große Action selbst erledigen. Der Einsatz von Spezialwerkzeug hält sich hier meist in Grenzen und die normalen Servicezugänge sind problemlos zu erreichen. Viel wichtiger ist es, nicht nur für Youngtimer, sich vorab zu informieren ob es irgendwo etwas besonderes zu beachten gibt. Neben den klassischen Jetzt mach ich's mir selbst Ratgebern hilft auch eine großen Forengemeinde mit. Man muß nicht neue Beiträge schreiben, das meiste ist bereits gesagt, man darf nur nicht alles für bare Münze nehmen und je nach Qualität des Forums auf verlässliche Einstellwerte achten.

Um auf das Thema sparen zurückzukommen, hier gibt es regional große Unterschiede, auch hinsichtlich Lagerverfügbarkeit, Beschaffungszeit und Spezialanfragen. Manch ein lokaler Händler hat alles da oder kann es sehr schnell beschaffen und das zu fairen Preisen. Andere hingegen stönen schon wenn der Kunde mit Auftrag droht, es könnte ja in Arbeit ausarten. Spannend wird es wenn das große Service oder Reparaturpaket benötigt wird, hier gibts lokal oftmals noch ein paar % extra, doch das ist die Stunde der online Teilehändler. Hier lässt sich doch einiges an Geld sparen, gerade wenn man genau weiss was man benötigt und es zeitlich planen kann. Die Abwicklung empfiehlt sich entweder direkt im Shop oder z.B. auf einschlägigen Auktionsplattformen wie eBay. Aber Achtung, die meisten Händler haben bei eBay höhere Preise als im eigenen Shop, da ebay extreme Provisionen verlangt, die der Händler umlegt. Manchmal gibt es allerdings sowohl im Shop als auch bei eBay Spezialangebote ohne Versandkosten oder mit Spezialrabatten, die sich ab und an lohnen können - jeder Euro zählt ;-) Wenn man jedoch nicht genau weiss, ob die bestellten Teile passen ist der (online) Versandhandel eher zweite Wahl. Wer die Teile an einem bestimmten Tag benötigt, ist auch mit dem (online) Versandhandel eher unglücklich als mit dem lokalen Händler, wobei einem auch der lokale Händler im Regen stehen lassen kann - was leider passiert! Alles in allem, vergleichen lohnt sich, aber bitte die Verhältnismäßigkeit beachten, denn 4h suchen für 1,80€ Ersparnis deutet auf zu viel Zeit hin...

Man muß sich im Grunde nur mal anschauen, wie die Preisgestaltung zu stande kommt. Mittlerweile reden wir partiell über Teile, die selbst heute noch in der Serie verbaut werden und kaum noch etwas kosten. Oftmals wird das gleiche Teil von "damals" bei der Schwestermarke, die technologisch ein oder zwei Generationen weiter zurück steht, in großen Stückzahlen weiter verwendet. Die Werkzeuge und Entwicklungskosten sind abgeschrieben, billiger gehts nicht mehr. Dies ist mit ein Grund, warum mit jeder neuen Generation neue Verschleissteile geschaffen werden. Denn rein mit dem Neuwagenverkauf lässt sich nicht mehr so viel verdienen, im Ersatzteilgeschäft sieht die prozentuale Gewinnmarge deutlich größer aus. Und neben den Ersatzteilen liegt den Fahrzeugherstellern auch viel daran, den Umsatz in der eigenen Werkstattkette zu generieren. Problematisch ist es jedoch, wenn die eigene Kette keine Ahnung mehr von den ehemaligen Brot und Butter Autos hat und vergeblich eine Diagnosebuchse sucht, damit einem der Tester sagt "Bitte Bremsbeläge tauschen"... Klar, bei einem aktuellen Fahrzeug liegt der typische Preisaufschlag auf die Herstellkosten bei 1.000% oder gut Faktor 10! Denn der OEM oder OES will Geld verdienen, die Verpackung muß stimmen, der Kunde will es überall verfügbar haben, d.h. Lagerkosten entstehen, die Großhändler will verdienen und der Einzelhändler möchte auch noch ein paar Münzen in der Tasche haben. Und genau hier setzen die Internethändler an. Doch auf ausgewählte Produkte wie Sensoren, Lager oder spezielle Sport-Teile werden noch größere Aufschläge beobachtet. Ganz großes Kino hat man bei Bremsanlagen, denn hier läuft vieles nur anders gelabelt und/oder kleiner Stückzahlen aus dem gleichen Rohteil vom Band und der übliche Preisaufschlag wird nochmal verdoppelt. Selbst bei "kleineren" Stückzahlen ist dies schon fast abartig - aber der Markt zahlt!

Natürlich werden sämtliche Bauteile eines Fahrzeugs auf eine bestimmte Lebensdauer ausgelegt. Unterschieden wird hier nach typischen Verschleissteilen (Serviceteile) und erreichen der Lebensdauer. Verschleissteile sind z.B. Stoßdämpfer die nach ca. 60.000-80.000km Verschleiss aufweisen, aber noch benutzbar sind. Folgen der Bennutzung sind z.B. Sägezahnbildung am Reifen, erhöhtes Geräuschaufkommen oder erhöhter Verschleiss von anderen Fahrwerkskomponenten durch öfteres ausreizen der Kinematik. Verschleissteile sind natürlich auch Bremsscheiben und Bremsbeläge die extrem von der Fahrweise abhängen, genauso wie die Kupplungsscheibe und das Ausrücklager. Ein Defekt hier sorgt meist für einen Totalausfall, der jedoch bei gewissenhafter Wartung meist vermeidbar gewesen wäre. Ein Teil am Ende seiner Lebensdauer ist z.B. ein Steuergerät der Komfortelektronik, dass eine theoretische Lebensdauer von 8Jahren aufweist. In die gleiche Kategorie fallen z.B. viele Sensoren oder Schweinwerfer. Ähnlich sieht es mit z.B. Einspritzdüsen aus, die je nach Motor (Otto/Diesel) gut 150.000/250.000km reproduzierbar halten müssen. Diese Teile verschleissen zwar, jedoch ist eine gewissen Lebensdauer vorhergesehen. Hier fahren die OEMs ähnliche aber verschiedene Konzepte, selbst innerhalb einer Marke. Die Teile sind auf eine bestimmte Lebensdauer durch die erwartete Belastung ausgelegt, bei Mehrfachverwendung kann es in einem Fahrzeug länger halten als normalerweise vorgesehen. Bei alten Fahrzeugen ist dieses Verhalten in der damaligen Entwicklung noch nicht so stark ausgeprägt gewesen.

Es lässt sich darüber streiten, ob die Nutzungssdauer eines Fahrzeugs deutlich länger war oder nicht. Früher wurde tendenziell weniger mit den Fahrzeugen gefahren. Die Anzahl der verschleissenden Teile war geringer und meist einfacher austauschbar. Heute werden Fahrzeuge deutlich häufiger und länger benutzt, sind komplizierter Aufgebaut (Emissionen und Sicherheit sei dank) und sind mitunter häufig schwerer, d.h. mit Aufwand = Geld zu tauschen. Wer nicht selbst schraubt, kauft dann meist eher neu. Jedoch ist zu beobachten, dass genau durch die Nutzungsänderung die großen Reparaturen erst später kommen, wo sich die Anschaffung eines neuen Vehikels lohnen könnte - man ist den Ärger ja los... Ein Indiz hierfür sind die tollen neuen Rundumsorglos-Serviceverträge die einem ein neues Fahrzeug für 99€ im Monat für die nächsten 36Monate verschaffen - und falls doch mal was ist, greift die Garantie. Aber meist sind diese Verträge an eine äußerst geringe Fahrleistung von 10.000km gekoppelt, so dass es nahezu auch keinen Verschleiss geben kann. Größere Laufleistungen machen sich in einer deutlich teureren monatlichen Rate bemerkbar. Für den Gebrauchwagenkäufer kann es hier jedoch schnell zum Disaster werden, doch mit diesem Wissen beim Hersteller und beim Händler werden diese Fahrzeuge auch meist "günstig" angeboten.

Your rating: None Average: 4.6 (5 votes)